2. Runde BOL - SK Geisenheim I vs. Sfr. Stiller Zug Wiesbaden I
"Geisenheim hört die Signale, auf zum letzten Gefecht". Etwas zu martialisch als Motto für ein Treffen zweier Schachvereine in der BOL, dennoch war auf Geisenheimer Seite nach einer sieglosen Saison 2018/2019 und der unglücklichen Auftaktniederlage der neuen Saison 2019/2020 in Wiesbaden eine gewisse Endzeitstimmung auszumachen. Diese sollte sich nun am 2. Spieltag gegen die Schachfreunde vom Stillen Zug aus Wiesbaden endlich in Aufbruchstimmung umkehren, einen Heimsieg für Geisenheim natürlich vorausgesetzt.
Die Voraussetzungen waren nicht ganz optimal, neben Dirk Ankenbrand konnte auch Dana Ungurean nicht am Klassenkampf teilnehmen. Dafür wurde die erste Mannschaft von Jupp Magnus und der Geisenheimer Allzweckwaffe Michael Link unterstützt.
Jupp an Brett 7 ging seine Partie sehr schnell an, nach Damentausch hatte sein Gegner positionellen Vorteil, weil er die einzig offene Linie mit seinen Türmen besetzen konnte. Das Eindringen der Türme kostete Jupp schließlich eine Figur und wenig später auch die Partie. Ein ungünstiger Start für die Geisenheimer. Zählbares kam dann an Brett 6 für Geisenheim zustande: Thomas Sommer hatte ein Doppelturm-Springer-Endspiel auf dem Brett, bei dem beide Seiten einen zentralen Freibauer hatten, der vom Gegner aber blockiert und angegriffen wurde. Die Kräfte waren im Gleichgewicht und man einigte sich auf ein Remis. Noch besser aus Geisenheimer Sicht lief es dann im Kampf der Allzweckwaffen an Brett 8: Michael Link hatte seinen Gegner aus der Eröffnung heraus förmlich überspielt, deutlichen Entwicklungsvorsprung und einen gegnerischen König, der in der Mitte verweilte, nachdem der übereilte Vormarsch des h-Bauern von Michael mühelos abgefangen werden konnte. Der zentralisierten Streitmacht von Michael hatte dessen Gegner schließlich wenig entgegenzusetzen und gab die Partie auf.
Weitere Punkte folgten an Brett 5. Peter Wende hatte scheinbar erneut unterm Tarzanheft geschlafen und bestätigte seinen Aufwärtstrend erneut, nachdem er wieder im Königsangriff zum Erfolg kam. Peter konnte die g-Linie öffnen und mit Springer und Turm dem gegnerischen König auf den Pelz rücken. Nachdem der Bauernwall geknackt war, brach die gegnerische Stellung schnell zusammen. Ein weiterer Punkt folgte an Brett 3, wo Dennis nach der Eröffnung zunächst unter Druck stand, konnte sein Gegner doch beide Türme auf die zweite Reihe bringen. Nach gekonnter Verteidigung konterte Dennis schließlich durch eine taktische Raffinesse, gewann entscheidend Material. Es galt noch,die gegnerischen Zentralbauern am Vormarsch zu hindern, doch mit zwei Mehrfiguren gelang ihm das leicht und Dennis holte den dritten Brettpunkt für Geisenheim. So stand es 3,5 zu 1,5 für Geisenheim, aus drei Partien wurde nur noch ein Punkt benötigt, um den lang ersehnten Mannschaftssieg einzufahren.
Den Großteil der Partie sah es bei Ekkehard an Brett 1 so aus, als würde der Punkt hier geholt. Im Grunde war die ganze Partie für Ekkehard ein Spiel auf ein Tor. Schon nach der Eröffnung kontrollierte er das Zentrum, konnte die gegnerische Königsstellung schwächen und seine Figuren in Ruhe verbessern, um seinen Gegner kontinuierlich unter Druck zu setzen. Dieser verteidigte gekonnt und suchte vor der Zeitkontrolle sein Heil in der Dynamik, opferte einen Bauern um die Stellung zu öffnen und Gegenspiel zu bekommen. Ekkehard entschied sich für eine falsche Abwicklung und musste schließlich selbst aufpassen, nicht unter die Räder zu geraten. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle unterlief ihm dann in Zeitnot ein taktischer Fehler, der ihn schließlich die Partie kostete. Gefühlt waren das 10:1 Torschüsse, die in einer 0:1 Niederlage resultierten.
Bei Stefan Schwenk an Brett 2 war die ganze Partie eine Achterbahnfahrt. Sein Gegner opferte eine Figur, um Angriff zu bekommen, den Stefan nie ganz abschütteln konnte. Schließlich geriet er dann im Endspiel in materiellen Nachteil, als er einen Springer verlor, wonach Stefan die Partie auch aufgab. So konnte die Schachfreunde aus Wiesbaden wieder ausgleichen: 3,5 zu 3,5
Das buchstäblich letzte Gefecht durfte also Jörg Ankenbrand an Brett 4 austragen. Nach der Eröffnung war die Stellung noch völlig ausgeglichen, durch eine Unachtsamkeit seines Gegners konnte Jörg aber in eigentlich ausgeglichener Stellung eine Figur gewinnen. Nach dem Materialgewinn konsolidierte er gekonnt seine Stellung, tauschte beide Türme ab und hatte schließlich Dame und Läufer gegen Dame auf dem Brett. Umsichtig verbesserte er seinen Läufer und führte seinem Gegner schließlich mit Dame und Läufer seinen neuen Matt-Tanz vor. Der Brettpunkt und somit der (lang ersehnte) Mannschaftssieg gingen damit an Geisenheim. Der letzte Mannschafssieg datiert vom 25.02.2018 gegen Wiesbaden III. Eine lange Durststrecke liegt somit hinter der 1. Mannschaft, die jetzt mit neuem Schwung den Klassenerhalt in der BOL schaffen sollte. Die Einzelergebnisse der letzten Runde sind hier zu finden.
Hier noch einige Eindrücke vom 2. Spieltag: