Teil 2 - BOL: die Entscheidung in Runde 8 gegen Taunusstein
Am vorletzten Spieltag der Bezirksoberliga ging es für die 1. Mannschaft von Geisenheim um die Wurst. Das indirekte Duell mit dem Verfolger Erbach wurde in Geisenheim und Bad Schwalbach ausgetragen. Sowohl Erbach als auch Geisenheim können aus eigener Kraft noch Meister der Bezirksoberliga werden, da am letzten Spieltag (08.05.) der direkte Vergleich zwischen Geisenheim und Verfolger Erbach auf dem Programm steht. Geisenheim hatte vor diesem Spieltag einen Punkt Vorsprung vor Erbach, ein Sieg gegen die starken Taunussteiner war also Pflicht, um die Spitzenposition zu verteidigen. Gleiches galt auch für Erbach, die in Bad Schwalbach antreten mussten. Theoretisch konnte Geisenheim schon an diesem vorletzten Spieltag alles klar machen, falls ein Sieg gegen Taunusstein gelingt und Erbach in Bad Schwalbach patzen sollte.
In Geisenheim fing es im Sinne der Meisterschaftshoffnungen ganz gut an, aus sportlicher Sicht war es aber eher bedauerlich, dass Taunusstein nur mit 6 Spielern antrat. Krankheitsbedingt hat Taunusstein diese Saison einige Ausfälle zu verkraften, was sich auch in der Tabelle bemerkbar macht. Der Serienmeister der Bezirksoberliga dümpelt diese Saison eher im Mittelfeld der BOL herum. Dennis Tarcz an Brett 2 und Dana Ungurean an Brett 6 hatten somit spielfrei. So stand es also schon um halb 11 2:0 für die Geisenheimer, die fast in Bestbesetzung antreten konnten. Michael Knittel konnte leider nicht spielen, als Ersatz sprang Peter Wende ein, der damit diese Saison schon sein zweites Match gegen Taunusstein austragen durfte, da er bereits in der Bezirksliga mit Geisenheim II gegen Taunusstein II spielte.
Zu einem schnellen Ergebnis kam es an Brett 5 bei Dirk Ankenbrand. Mit Schwarz erklomm er mal wieder die Steinwand und konnte nach der Eröffnung einen Bauern gewinnen. Nachdem die Leichtfiguren bis auf die ungleichfarbigen Läufer vom Brett waren, einigte man sich schnell auf ein Remis. An den restlichen Brettern war bis dahin noch keine klare Tendenz zu erkennen, überall roch es nach Ausgleich. Florins Gegner an Brett 1 versuchte aus der halbslawischen Antwort von Florin auf 1. d4 ein Caro-Kann zu machen, was Florin aber durch frühes f5 verhinderte und somit auch in eine Stonewall-Variante überging, allerdings mit einem weißen Bauern auf c2 und dem Springer auf c3, wovon sich Florin einiges an Vorteil versprach.
Christian Bauer an Brett 3 hatte mit Schwarz ein Morra-Gambit aufs Brett bekommen, konnte sich hier aber gut behaupten und kam relativ entspannt aus der Eröffnung. Fernab von theoretischen Zwängen spielte Ekkehard an Brett 4, nachdem sein Gegner bereits im 6. Zug eine Neuerung spielte. Hier sah es schon früh danach aus, als könnte die Partie in sehr dynamisches Gewässer übergehen.
Jörg Ankenbrand an Brett 7 hatte mit wenigen Ungleichgewichten zu kämpfen, sein Gegner hatte im Mittelspiel das Läuferpaar und eine leichte Initiative, also nichts, was ihn aus der Ruhe bringen könnte. Daher gab es für Jörg auch keinen Grund, den schwarzfeldrigen Läufer, den er seinerseits schon gegen einen Springer getauscht hatte, gegen einen Springer abzutauschen, auch wenn dieser Läufer ohne Gegenspieler die ganze Zeit Richtung Königsflügel schielte um die Dame bei einigen (leicht zu parierenden) Mattdrohungen zu unterstützen. An Brett 8 konnte Peter früh einen Bauern gewinnen und erspielte sich so eine Bauernmehrheit von 2:1 am Damenflügel. Diese Partie ging sehr schnell ins Endspiel über, wobei die Vorteile vermeintlich auf der Seite von Peter lagen.
Die nächste Entscheidung sollte aber an Brett 3 erfolgen. Christian konnte einen Leichtfigurenabtausch im Zentrum und auf f3 zu seinem Vorteil abwickeln. Sein Gegner wollte seine Königsstellung nicht schwächen und nahm nach dem Springertausch auf f3 mit der Dame zurück, übersah aber, dass damit die Qualität durch den Läuferzugnach g4 verloren geht. Die Dame musste weichen und die Qualität in Form des Turms auf d1 war verloren. Danach ging es ganz schnell, Christian ging in den Angriffsmodus über und nach etwas mehr als 20 Zügen war er erste volle Brettpunkt in Geisenheim. Somit stand es 3,5 - 0,5 für Geisenheim. Den halben Mannschaftspunkt sicherte schließlich Peter an Brett 8, indem er kein Risiko einging und das Remis nach Hause holte, also 4:1 für Geisenheim.
An Brett 7 hatte Jörg inzwischen die Initiative seines Gegners abgewehrt und eine völlig ausgeglichene Stellung, auch hier einigte man sich auf ein Remis. Damit war der Mannschaftssieg perfekt, 4,5 zu 1,5 und noch zwei Partien zu spielen. An Brett 1 hatte Florin seinem Gegner im Mittelspiel ein paar Taktik-Probleme aufgegeben, die aber alle gelöst wurden. Zum Schluss musste Florin noch aufpassen, keine Figur zu verlieren, aber diesmal machte Florin seine Aufgabe gut. Nachdem sich der Rauch auf dem Brett verzogen hatte blieb es bei einem materiellen und positionellen Gleichgewicht bei deutlich reduziertem Material, was beide Seiten als Anlass für einen Friedensschluss nahmen. Zeitgleich neigte sich auch die Partie von Ekkehard dem Ende zu. Dieser hatte die etwas optimistische Eröffnungsbehandlung seines Gegners gut gekontert, zwischenzeitlich war sogar ein zweizügiger Damengewinn möglich, doch in Zeitnot übersah er diesen Gewinnweg leider, bekam dann nochmals eine klare Gewinnmöglichkeit, entschied sich aber für eine taktische Lösung, die er in Zeitnot falsch berechnet hatte, verlor die Qualität und konnte dank zwei verbundenen Freibauern im Verbund mit seinem Läufer am Königsflügel genügend Gegenspiel aufbauen, um seinen Gegner, der ebenfalls mit der Zeit zu kämpfen hatte, von einem Remis zu überzeugen.
Somit steht erneut ein 5,5 : 2,5 - Sieg für Geisenheim zu Buche, gute Voraussetzungen also im Rennen um Platz 1. Aus Bad Schwalbach war noch kein Ergebnis bekannt. Beim inzwischen schon obligatorischen Essen nach dem Spiel kam dann die freudige Nachricht: Bad Schwalbach hatte mit 4,5 : 3,5 gegen Erbach gewonnen, Geisenheim steht also einen Spieltag vor Saisonende bereits als Meister der Bezirksoberliga fest! Da knallte dann wenigstens ein Sektkorken beim Italiener, weitere (auch Kronkorken) werden dann sicherlich in größerer Runde nach dem letzten Spieltag in Erbach folgen. Als Garant dieses Erfolges ist sicherlich mannschaftliche Geschlossenheit zu sehen, nur ein Brettpunkt wurde diese Saison kampflos abgegeben, Aufstellungssorgen gab es glücklicherweise kaum welche. Bleibt zu hoffen, dass dies auch nächste Saison (eventuell in der Landesklasse?) der Fall sein wird.
Manch ein Geisenheimer wird ob der bis in die Nacht andauernden Hupkonzerte im Rahmen der Meister-Feierlichkeiten in den Geisenheimer Gassen heute mit einigen Rändern unter den Augen zur Arbeit erschienen sein.
Die Bilder des Tages: