Wird man mit 17 : 1 Punkten Meister?
Die auf den ersten Blick etwas merkwürdig scheinende Frage mußte sich die zweite Mannschaft in der Bezirksklasse am heutigen Sonntag stellen. Nachdem Geisenheim 2 und Bierstadt 2 durch die Liga gepflügt waren und beide ohne Punktverlust in der Vorschlußrunde aufeinander trafen, sich dabei jedoch ein Treffen auf Augenhöhe ergab, war die große Preisfrage in der heutigen Finalrunde: nicht ob, sondern wie hoch würde man gewinnen müssen, um am Schluß ganz oben zu stehen?
Da Bierstadt 2 mit einem halben Brettpunkt Vorsprung ins Finale (siehe screenshot der Tabelle vor dem Gipfeltreffen vorneweg) ging und sich bisher keine Blöße gegeben hatte, mußte die Devise des SKG-Teams ganz klar lauten: wir spielen Richtung 4 : 0.
Gegner war Bad Schwalbach, immerhin Viertplatzierter in der Tabelle. Trotzdem fühlten wir uns gerüstet, an jedem einzelnen Brett auf den vollen Punkt zu spielen. Vor dem Spiel hielten wir noch ganz kurz in der Gaststätte "Zum wilden Eber" an, um auch den richtigen Drive ans Brett zu bringen, zumindest bei den Youngsters. An den Brettern 1-2 kam es dann zu Seniorenbegegnungen, an den Brettern 3-4 zum Jugendtreffen.
Luca kam mit Schwarz sehr gut aus der Eröffnung: der gegnerische Vorstoß am Königsflügel zielte ziemlich ins Leere, Luca konnte einen schönen Zentralspringer platzieren und Weiß die kurze Rochade verwehren. Werner hatte Schwarz und der Weiße beschränkte sich darauf, die Stellung möglichst ausgeglichen zu halten. Unsere beiden Weißbretter sahen auch angenehm aus: am Frontbrett konnten wir Raumvorteil geltend machen, Sophie hatte eine Stellung auf dem Brett, die sie liebt: Möglichkeit zum Königsangriff. Soweit sah das also gut aus!
Werner konnte den Nivellierungsversuchen des Weißen entgegentreten, indem er einen Springer auf c3 einpflanzen konnte. Am Frontbrett brachte das Altherrenschach bis Zug 20 keinen einzigen Abtausch, dafür aber eine allgemeine Verschachtelung westwärts der f-Linie, immerhin mit Raumvorteil für Weiß.
Dann kam Sand ins Geisenheimer Getriebe.
Werner kam zu aktivem Spiel und konnte dem Gegner den Bauern auf f2 herausoperieren, aber im Gegenangriff konnte Weiß das Gleiche auf f7 umsetzen, es wurde also etwas wilder. Luca versuchte, aus seiner starken Position klaren Vorteil herauszuschlagen und drang mit dem zweiten Springer in die gegnerische Stellung ein. Der Springer stiftete zwar Unruhe, aber es sprang nichts Zählbares heraus und dann zeigte sich, daß der Rückweg abgeschnitten war. Es half kein Aufbäumen und kein Wiehern, das Pferdchen ging verloren. Sophie hatte in der Zwischenzeit den halben Figurensatz geopfert, der Berichterstatter konnte aber kein Matt entdecken und beschloß, sich auf seine eigene Partie zu konzentrieren. Diese lief immer besser, als Weiß am Königsflügel einen Hebel ansetzte, der ihm deutlichen Vorteil versprach. Da Schwarz falsch fortsetzte, ging sogar direkt eine Figur verloren.
Als der Blick dann wieder auf die anderen Bretter ging, hatte sich folgendes ergeben: Luca hatte noch tapfer gekämpft, mußte aber die Waffen strecken. Sophies Gegnerin hatte auf Räuberschach umgestellt und alles weggefressen, was hingestellt wurde - bis sie dann Matt war. Werner hatte sich ein vorteilhaftes Turmendspiel mit Mehrbauer erarbeitet. Am ersten Brett sollte die Mehrfigur dann auch reichen, während Werner meinte, sein Mehrbauer wäre nicht genug zum Gewinn. Als sein Gegner ihm zum x-ten Mal Remis anbot, sah er sich genötigt, beim Stand von K+T+2B vs. K+T+1B das Remis anzunehmen. Wie eine Kurzanalyse im Anschluß zeigte, ist die Stellung aber wohl gewonnen für Schwarz.
Die Einzelergebnisse:
Bad Schwalbach 3 | - | SK 1950 Geisenheim 2 | 1,5 : 2,5 |
---|---|---|---|
Sander, Rudi | - | Link, Michael | 0 : 1 |
Kalbhenn, Josef | - | Daubitz, Werner | 0,5 : 0,5 |
Weinhardt, Lena | - | Link, Sophie | 0 : 1 |
Winkler, Stefanie | - | Daubitz, Luca | 1 : 0 |
Damit war das Mannschaftsspiel zwar gewonnen, aber die Zielmarke weit verpasst.
Da wir davon ausgingen, daß Bierstadt seine Hausaufgaben gemacht hat (ein 2,5 : 1,5 würde reichen), machten wir uns betrübt nach Hause in den Rheingau. Wir hatten über die Saison 17 : 1 (!) Mannschaftspunkte gesammelt - aber das sollte dann nicht zur Meisterschaft reichen...?
Zu Hause checkten wir noch kurz, wie hoch Bierstadt gewonnen haben könnte, aber das Ergebnis war noch nicht eingestellt.
Warten...
Dann kam die Nachricht herein: Makkabi Wiesbaden schlägt Bierstadt 2 mit 2,5 zu 1,5 und das bedeutet den Titel für unsere Zweite!
Die dritte Mannschaft hatte heute spielfrei, da 1885 Wiesbaden seine Mannschaft zurückzog.
Die Gesamtergebnisse gibt es hier oder hier bei uns.
Die Schlußtabelle in der Bezirksklasse (ein Klick auf die Mannschaften führt zum Portal64):
RTS-Bezirksklasse (Bezirk 8): Tabelle
# | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp. | MP | BP |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | SK 1950 Geisenheim 2 | ** | 2.0 | 4.0 | 2.5 | 3.0 | 4.0 | 3.0 | 3.0 | 2.5 | 0.0 | 9 | 15 | 24.0 |
2 | FC 1934 Wiesbaden-Bierstadt 2 | 2.0 | ** | 1.5 | 3.0 | 4.0 | 4.0 | 3.0 | 3.0 | 3.0 | 0.0 | 9 | 13 | 23.5 |
3 | TuS Makkabi Wiesbaden 1 | 0.0 | 2.5 | ** | 0.0 | 2.5 | 4.0 | 2.5 | 2.5 | 3.0 | 0.0 | 9 | 12 | 17.0 |
4 | SK Bad Schwalbach 3 | 1.5 | 1.0 | 4.0 | ** | 2.0 | 2.0 | 2.5 | 3.0 | 1.0 | 0.0 | 9 | 8 | 17.0 |
5 | FT Schierstein 1 | 1.0 | 0.0 | 1.5 | 2.0 | ** | 3.0 | 0.0 | 3.0 | 3.5 | 0.0 | 9 | 7 | 14.0 |
6 | FC 1934 Wiesbaden-Bierstadt 3 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 2.0 | 1.0 | ** | 2.5 | 2.0 | 3.0 | 0.0 | 9 | 6 | 10.5 |
7 | Sfr. Görsroth-Kesselbach 1 | 1.0 | 1.0 | 1.5 | 1.5 | 4.0 | 1.5 | ** | 2.0 | 2.0 | 0.0 | 9 | 4 | 14.5 |
8 | SAbt TuS Dotzheim 5 | 1.0 | 1.0 | 1.5 | 1.0 | 1.0 | 2.0 | 2.0 | ** | 3.0 | 0.0 | 9 | 4 | 12.5 |
9 | SK 1950 Geisenheim 3 | 1.5 | 1.0 | 1.0 | 3.0 | 0.5 | 1.0 | 2.0 | 1.0 | ** | 0.0 | 9 | 3 | 11.0 |
10 | Wiesbadener SV 1885 4 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | ** | 9 | 0 | 0.0 |
(1885 WI wurde nachträglich genullt)
Bierstadt 2 und Geisenheim 2 lieferten sich ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen, trafen in der Vorschlußrunde aufeinander und trennten sich ZweiZwei.
Beide Mannschaften hätten den Titel verdient, aber bekanntlich "kann es nur einen geben". Das Fernduell in der Schlußrunde (gegen den Dritten bzw. Vierten) wurde so dann auch zur Nervenschlacht, wir konnten uns knapp über die Ziellinie retten, Bierstadt nicht!
Es war hitchcockmäßig spannend!
Bilder aus Bad Schwalbach: